05.05.2025 - Naturschutz – Wirtschaftswachstum macht die Umwelt sauber
Axel Bojanowski:
Wussten Sie, dass wir in der besten Welt aller Zeiten leben? Trotz Kriegen,
Klimawandel und anderen Krisen – Daten offenbaren Grund zur Hoffnung, denn es
gibt viele positive Entwicklungen, die in der Kakophonie der
Negativ-Schlagzeilen oftmals untergehen, sagt Axel Bojanowski: Jeden Tag
befreien sich Zehntausende Menschen aus extremer Armut, nie starben weniger
Menschen in Wetterkatastrophen. Und die meisten Inseln der Südsee gehen nicht
unter – sondern werden größer. Bojanowski zeigt in seinem neuen Buch auf Basis
aktueller wissenschaftlicher Daten und erstaunlicher Grafiken „33 erstaunliche
Lichtblicke, warum unsere Welt besser ist, als wir denken“. So zeigen Daten zum
Naturschutz Überraschendes: Naturschutzgebiete haben Rekordgröße erreicht, und
Wirtschaftswachstum sorgt für saubere Luft und sauberes Wasser. Eine einfache
Grafik, die Hoffnung macht.
Dass Wohlstand nicht zwangsläufig Raubbau an der Umwelt sein muss,
veranschaulichte der Vergleich der Landschaften von DDR und Bundesrepublik: Das
kommunistische Ostdeutschland mit seiner ineffektiven Wirtschaft musste alles
aus dem Land herauspressen. Böden wurden überdüngt, mit minderwertiger Kohle
wurde geheizt, Fabriken leiteten ungefiltert Giftbrühe in die Gewässer. Die
meisten Flüsse der DDR waren verseucht – etwa Elbe, Saale, Spree, Werra, Leine,
Jeetze, Röden –, die Hälfte war biologisch tot; die Ströme wurden als
Abwasserkanäle genutzt. Umweltschutz kostet Geld, das durch eine
wettbewerbsfähige Produktion erwirtschaftet werden muss. Während in der
Bundesrepublik Entschwefelungsanlagen und Staubfilter, Kläranlagen und
Abwasserkanäle Luft und Gewässer aufklaren ließen, blieb der Bau solcher Anlagen
in der DDR aus, es mangelte an Überschüssen für die Finanzierung. Die
Innovationsschwäche der Planwirtschaft, in der das Streben nach Gewinn
ausgeschaltet war, mündete in einen Mangel an Investitionsmitteln, der sich im
Umweltschutz verheerend auswirkte. Das Phänomen begleitete die
Industrialisierung: Sie hatte Menschen von mühsamer Landwirtschaft befreit,
reduzierte dank Dünger, Bewässerung und Traktoren den Flächenbedarf für den
Anbau von Getreide. Die Suche nach Wirtschaftlichkeit ermöglichte die
Umstellung der Energieversorgung von Holz über Kohle auf Erdgas und Uran.
Marktkapitalismus belohnte Effizienz und einen schonenden Verbrauch natürlicher
Ressourcen. Die »Umwelt-Kuznets-Kurve« zeigt das Phänomen: Emissionen von
Umweltschadstoffen nehmen zu bis zu einem Maximum, aber bei weiter zunehmendem
Pro-Kopf-Einkommen stetig ab. Umweltzerstörung geht zurück, sobald Menschen
wohlhabend genug sind, um sich keine Sorgen mehr um ihr tägliches Überleben
machen zu müssen. Jüngst scheinen asiatische Staaten die Schwelle überschritten
zu haben: Die Waldflächen in China, Russland, Indien und Vietnam wachsen wieder
– nach langem Raubbau. In Nordamerika und Europa gibt es bereits mehr Bäume als
noch vor einem Jahrhundert. In armen Ländern Afrikas und Lateinamerikas hingegen
geht die Entwaldung weiter. Die Umwelt-Kuznets-Kurve gilt für Umweltprobleme,
die mit Geld behoben werden können. Verzwickte Probleme aber wie
Treibhausgasemissionen, die aufgrund wirtschaftlicher Zielkonflikte komplexer
sind, folgen nicht der Kurve. Gleichwohl hat sich in reichen Ländern das
Wirtschaftswachstum längst von der Menge an CO₂-Emissionen abgekoppelt: Die
Wirtschaft wächst, der CO₂-Ausstoß geht zurück – wobei sich ein Teil des
Rückgangs mit Verlagerung von Industrie ins Ausland erklärt. Entgegen
verbreiteter Vorstellung von unweigerlichem Raubbau hat sich auch die geschützte
Naturfläche ausgedehnt: Sie bedeckt mittlerweile knapp ein Sechstel der
Landoberfläche der Erde, das entspricht der doppelten Fläche der USA. Zudem sind
sieben Prozent der Ozeane vor direkten Eingriffen des Menschen geschützt, was
der doppelten Fläche Südamerikas entspricht. Der Trend für Naturschutzgebiete an
Land und im Meer zeigt steil aufwärts. Rund die Hälfte der globalen
Landfläche bedecken Wälder und dichte Vegetation. Ein Drittel sind Landschaften,
die als Weideland genutzt werden. Der Rest ist großteils Ackerland. Nur zwei
Prozent sind Städte und Verkehrswege. Westliche Staaten haben den Höhepunkt der
Landnutzung bereits in den 1970er-Jahren überschritten, seither ist die
Ackerfläche insgesamt um fast ein Sechstel kleiner geworden, gleichzeitig wurden
Wälder aufgeforstet. Auch global scheint der Höhepunkt der Landnutzung
inzwischen erreicht, das zeigte etwa 2018 eine Studie in »Global Change
Biology«. Trotz wachsender Weltbevölkerung dürfte die Größe der Ackerflächen in
der zweiten Jahrhunderthälfte aufgrund steigender landwirtschaftlicher
Produktivität zu schrumpfen beginnen, erwartet die Welt-Ernährungsorganisation
FAO. Zwar wuchern Metropolen einstweilen weiterhin ins Umland, das Ausmaß der
vom Menschen intensiv genutzten Fläche dürfte dennoch nicht größer werden als
ein Zwanzigstel der bewohnbaren Landfläche. Größte Unsicherheit der Prognose ist
der Ausbau der Anlagen Windkraft und Solarenergie, die beträchtliche Areale
beanspruchen. Trotz positiver Entwicklung gibt es Probleme: Die Verschmutzung
von Gewässern mit Plastik etwa nimmt weiter zu. Und weiterhin sterben viele
Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Hoffnung macht die
Kuznets-Kurve – zunehmender Wohlstand dürfte auch dort für sauberere Luft
sorgen.
Autoren von "Naturschutz – Wirtschaftswachstum macht die Umwelt sauber"
05.05.2025 - Naturschutz – Wirtschaftswachstum macht die Umwelt sauber
Wussten Sie, dass wir in der besten Welt aller Zeiten leben? Trotz Kriegen, Klimawandel und anderen Krisen – Daten offenbaren Grund zur Hoffnung, denn es gibt viele positive Entwicklungen, die in der Kakophonie der Negativ-Schlagzeilen oftmals untergehen, sagt Axel Bojanowski: Jeden Tag befreien sich Zehntausende Menschen aus extremer Armut, nie starben weniger Menschen in Wetterkatastrophen. Und die meisten Inseln der Südsee gehen nicht unter – sondern werden größer. Bojanowski zeigt in seinem neuen Buch auf Basis aktueller wissenschaftlicher Daten und erstaunlicher Grafiken „33 erstaunliche Lichtblicke, warum unsere Welt besser ist, als wir denken“. So zeigen Daten zum Naturschutz Überraschendes: Naturschutzgebiete haben Rekordgröße erreicht, und Wirtschaftswachstum sorgt für saubere Luft und sauberes Wasser. Eine einfache Grafik, die Hoffnung macht.
Dass Wohlstand nicht zwangsläufig Raubbau an der Umwelt sein muss, veranschaulichte der Vergleich der Landschaften von DDR und Bundesrepublik: Das kommunistische Ostdeutschland mit seiner ineffektiven Wirtschaft musste alles aus dem Land herauspressen. Böden wurden überdüngt, mit minderwertiger Kohle wurde geheizt, Fabriken leiteten ungefiltert Giftbrühe in die Gewässer.
Die meisten Flüsse der DDR waren verseucht – etwa Elbe, Saale, Spree, Werra, Leine, Jeetze, Röden –, die Hälfte war biologisch tot; die Ströme wurden als Abwasserkanäle genutzt. Umweltschutz kostet Geld, das durch eine wettbewerbsfähige Produktion erwirtschaftet werden muss. Während in der Bundesrepublik Entschwefelungsanlagen und Staubfilter, Kläranlagen und Abwasserkanäle Luft und Gewässer aufklaren ließen, blieb der Bau solcher Anlagen in der DDR aus, es mangelte an Überschüssen für die Finanzierung.
Die Innovationsschwäche der Planwirtschaft, in der das Streben nach Gewinn ausgeschaltet war, mündete in einen Mangel an Investitionsmitteln, der sich im Umweltschutz verheerend auswirkte. Das Phänomen begleitete die Industrialisierung: Sie hatte Menschen von mühsamer Landwirtschaft befreit, reduzierte dank Dünger, Bewässerung und Traktoren den Flächenbedarf für den Anbau von Getreide.
Die Suche nach Wirtschaftlichkeit ermöglichte die Umstellung der Energieversorgung von Holz über Kohle auf Erdgas und Uran. Marktkapitalismus belohnte Effizienz und einen schonenden Verbrauch natürlicher Ressourcen. Die »Umwelt-Kuznets-Kurve« zeigt das Phänomen: Emissionen von Umweltschadstoffen nehmen zu bis zu einem Maximum, aber bei weiter zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen stetig ab.
Umweltzerstörung geht zurück, sobald Menschen wohlhabend genug sind, um sich keine Sorgen mehr um ihr tägliches Überleben machen zu müssen. Jüngst scheinen asiatische Staaten die Schwelle überschritten zu haben: Die Waldflächen in China, Russland, Indien und Vietnam wachsen wieder – nach langem Raubbau. In Nordamerika und Europa gibt es bereits mehr Bäume als noch vor einem Jahrhundert. In armen Ländern Afrikas und Lateinamerikas hingegen geht die Entwaldung weiter.
Die Umwelt-Kuznets-Kurve gilt für Umweltprobleme, die mit Geld behoben werden können. Verzwickte Probleme aber wie Treibhausgasemissionen, die aufgrund wirtschaftlicher Zielkonflikte komplexer sind, folgen nicht der Kurve. Gleichwohl hat sich in reichen Ländern das Wirtschaftswachstum längst von der Menge an CO₂-Emissionen abgekoppelt: Die Wirtschaft wächst, der CO₂-Ausstoß geht zurück – wobei sich ein Teil des Rückgangs mit Verlagerung von Industrie ins Ausland erklärt.
Entgegen verbreiteter Vorstellung von unweigerlichem Raubbau hat sich auch die geschützte Naturfläche ausgedehnt: Sie bedeckt mittlerweile knapp ein Sechstel der Landoberfläche der Erde, das entspricht der doppelten Fläche der USA. Zudem sind sieben Prozent der Ozeane vor direkten Eingriffen des Menschen geschützt, was der doppelten Fläche Südamerikas entspricht. Der Trend für Naturschutzgebiete an Land und im Meer zeigt steil aufwärts.
Rund die Hälfte der globalen Landfläche bedecken Wälder und dichte Vegetation. Ein Drittel sind Landschaften, die als Weideland genutzt werden. Der Rest ist großteils Ackerland.
Nur zwei Prozent sind Städte und Verkehrswege. Westliche Staaten haben den Höhepunkt der Landnutzung bereits in den 1970er-Jahren überschritten, seither ist die Ackerfläche insgesamt um fast ein Sechstel kleiner geworden, gleichzeitig wurden Wälder aufgeforstet.
Auch global scheint der Höhepunkt der Landnutzung inzwischen erreicht, das zeigte etwa 2018 eine Studie in »Global Change Biology«. Trotz wachsender Weltbevölkerung dürfte die Größe der Ackerflächen in der zweiten Jahrhunderthälfte aufgrund steigender landwirtschaftlicher Produktivität zu schrumpfen beginnen, erwartet die Welt-Ernährungsorganisation FAO.
Zwar wuchern Metropolen einstweilen weiterhin ins Umland, das Ausmaß der vom Menschen intensiv genutzten Fläche dürfte dennoch nicht größer werden als ein Zwanzigstel der bewohnbaren Landfläche. Größte Unsicherheit der Prognose ist der Ausbau der Anlagen Windkraft und Solarenergie, die beträchtliche Areale beanspruchen.
Trotz positiver Entwicklung gibt es Probleme: Die Verschmutzung von Gewässern mit Plastik etwa nimmt weiter zu. Und weiterhin sterben viele Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Hoffnung macht die Kuznets-Kurve – zunehmender Wohlstand dürfte auch dort für sauberere Luft sorgen.
Autoren von "Naturschutz – Wirtschaftswachstum macht die Umwelt sauber"
Bücher von Axel Bojanowski