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Kommentar

02.03.2025 - Tibets Zukunft - und die Menschenrechte heute

Oliver Schulz:

Für viele ist der Dalai Lama synonym mit Tibet. Im Laufe seines Lebens hat er das Land im Spannungsfeld von Wandel und Tradition stark geprägt. Am 6. Juli feiert er seinen 90. Geburtstag und es stellt sich allmählich die Frage, was kommt, wenn der Dalai Lama geht? Wie geht es weiter mit der tibetischen Kultur? Werden die Chancen für mehr Freiheit weiter schrumpfen, nachdem sie bereits seit der Eingliederung des Landes in die Volksrepublik China in den fünfziger Jahren beschnitten wurde? Und warum ist die Strategie des Dalai Lama gegenüber Peking gescheitert? Der Tibetologe Oliver Schulz gibt in seinem neuen Buch „Tibets Zukunft. Das schwierige Erbe des Dalai Lama“ einen tiefen Einblick in die politische Geschichte, die Traditionen, Herausforderungen der Gegenwart und Perspektiven für die Zukunft Tibets. Ein Auszug.

Das Bild ist verwackelt. In langen Reihen marschieren Menschen zwischen Baracken in einem großflächig angelegten Komplex. Spartanische Unterkünfte mit blauen Wellblechdächern in einer kargen Berglandschaft. Im Kommentar wird von 50.000 bis 500.000 Tibetern aus ländlichen Regionen gesprochen, die die Regierung allein in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 in militärisch anmutende Trainingszentren gedrängt habe. 50.000 von ihnen seien Jobs in Tibet zugewiesen worden, mehrere Tausend weitere in andere Teile Chinas geschickt worden. Das Video mit dem Titel »Tibet: China weitet Arbeitslager aus – Verpflichtende Berufsausbildungszentren errichtet« zeigt Handschellen und Waffen, die dem Sicherheitspersonal gehören sollen, und Insassen eines Camps in Tarnuniform, die offenbar in einem Malprogramm eine Säule mit bunten Ornamenten versehen.
Der Sprecher des englischsprachigen indischen Nachrichtensenders WION verweist in dem Beitrag von 2020 auf Dr. Adrian Zenz. Er zitiert den deutschen Anthropologen mit den Worten: »Dies ist der größte klare und gezielte Angriff auf die traditionelle tibetische Lebensweise, den wir fast seit der Kulturrevolution 1966 bis 1976 gesehen haben.« Zenz hat zuvor einen entsprechenden Bericht herausgebracht, viele Fotos, die in WION und anderen Medien präsentiert werden, stammen aus dem Schriftstück.
Die Meldung über die Trainingslager reiht sich ein in eine lange Reihe von Berichten über Menschenrechtsverletzungen der Chinesen seit ihrer Machtübernahme in dem Land 1951. Der Tibetan Youth Congress schreibt bereits 2015 über die Gesamtlage in dem Land: »Im letzten halben Jahrhundert starben in Tibet über 1,2 Millionen Tibeter an den Folgen chinesischer Gräueltaten. Den Tibetern werden die grundlegenden Rechte auf freie Meinungsäußerung, Rede, Bewegung, Religion usw. verweigert. […] Willkürliche Verhaftungen, Unterdrückung, Folter, Einschüchterung und Inhaftierung sind seit 50 Jahren an der Tagesordnung.« Insgesamt wird die Strategie der Chinesen seit 1951 von der tibetischen Exilregierung als eine Form der Kolonialisierung eingestuft. Chinesische Behörden weisen Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Tibet kategorisch zurück.
Amnesty International schreibt 2022: »Die systematische Unterdrückung ethnischer Minderheiten in Xinjiang und Tibet wurde unter dem Deckmantel von ›Anti-Separatismus‹, ›Anti-Extremismus‹ und ›Anti-Terrorismus‹ fortgesetzt.« Ethnische Tibeter litten weiterhin unter Diskriminierung und Einschränkungen ihrer Rechte auf Religions- und Glaubensfreiheit, freie Meinungsäußerung, Vereinigungsfreiheit und friedliche Versammlung. Dennoch seien die Proteste gegen die »Repression der chinesischen Regierung« weitergegangen. Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei Amnesty International Deutschland, schätzt auf meine Anfrage die aktuelle Lage so ein: »Die Diskriminierung und Einschränkung der Rechte der Tibeter durch die chinesische Regierung hat ein solches Ausmaß erreicht, dass zunehmend die kulturelle Identität und Sprache der Tibeter untergraben werden.«
Schon beim Einmarsch der Volksbefreiungsarmee soll es zu Morden, Vergewaltigungen und willkürlichen Inhaftierungen sowie Folter gekommen sein. In den folgenden Jahrzehnten werden den Chinesen in Tibet neben der Einschränkung der Religions-, Glaubens- und Vereinigungsfreiheit auch die willkürliche Verhaftung und Misshandlung in der Haft, einschließlich Folter, vorgeworfen.
Ob es, wie zahlreiche Medien und die Exilregierung behaupten, Zwangsabtreibungen und -sterilisationen gegeben hat, ist dagegen umstritten. Eine vom Tibetologen Melvyn Goldstein durchgeführte demografische Untersuchung in Pala – einem Gebiet im Changthang, etwa 500 Kilometer nordwestlich von Lhasa – hat zum Ergebnis, dass von 1959 bis 1990 kinderreiche Familien die Norm blieben und nomadischen Hirten keine Beschränkungen in Bezug auf die Anzahl ihrer Kinder auferlegt wurden: »Entgegen wiederholter Behauptungen im Westen, die Chinesen hätten in Tibet eine strenge Politik der Geburtenkontrolle eingeführt, wo ›Zwangsabtreibungen, Sterilisationen und Kindsmorde an der Tagesordnung seien‹ […] gab es keine Politik zur Einschränkung der Fortpflanzung in Pala, ganz zu schweigen von Beweisen für Zwangsabtreibungen, Sterilisationen oder Kindsmord.« Generell sei das System der Geburtenkontrolle in Tibet alles andere als streng, befand Goldstein. »In Wirklichkeit war dieses ausgeklügelte System [der Kontrolle] eine Fassade. […] Keine formellen oder informellen Gespräche mit Dorfbewohnern über Familienplanung, Geburtengrenzen oder lokale Probleme ergaben auch nur den geringsten Hinweis auf Zwangsabtreibungen […].«
Dass in Tibet wie anderswo in China keine Pressefreiheit besteht, weiß ich aus eigener Erfahrung. 2008 bin ich undercover in die TAR gereist, um aus dem Land zu berichten. Vielleicht war ich in jenen Tagen im August der einzige westliche Journalist dort. Meine Kommunikation habe ich verschleiert, am liebsten bin ich zu Fuß gegangen. Die meisten Ansprechpartner habe ich konspirativ getroffen, kein kritisches Gespräch konnte ich offen führen, fotografiert habe ich oft heimlich, aus der Hüfte. Die Angst war natürlich immer gegenwärtig. Denn nicht anders als in vielen anderen Ländern benötigt eigentlich, wer als Pressevertreter einreist, eine behördliche Genehmigung. Doch im Falle der TAR ist es besonders schwer, eine zu bekommen. Viele Journalisten werden abgewiesen. Manche werden auch vereinnahmt – und das Ergebnis kann für sie folgenschwer sein. So geschehen zum Beispiel Mitte 2014: In diesem Jahr meldet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass 100 Politiker und andere Vertreter aus 30 Ländern in Lhasa zusammengekommen seien und eine gemeinsame Erklärung verabschiedeten, derzufolge die Tibeter »ein glückliches Leben« genössen.

Autoren von "Tibets Zukunft - und die Menschenrechte heute"

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Oliver Schulz

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