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Kommentar

11.01.2025 - »Auswirkungen einer Atombombe auf Deutschland«

Jonas Tögel:

Der Krieg in der Ukraine spitzt sich weiter zu – damit nimmt nicht nur die Gefahr einer militärischen Eskalation zu. Auch die Propagandaschlacht wird von allen Konfliktparteien erbittert und mit den modernsten Manipulationswaffen geführt. Von russischer Seite wird immer wieder die Karte einer möglichen atomaren Konfrontation ausgespielt. Die Falken im Westen versuchen dagegen, die Gefahr eines Nuklearkrieges als gering, und paradox dazu den russischen Invasionshunger auf Europa, groß darzustellen. Dabei gerät ein Aspekt ins Hintertreffen, wie der Propagandaforscher Jonas Tögel in seinem neuen Buch „Kriegsspiele“ zeigt: Bereits während des Kalten Krieges simulierten sowohl die NATO-Staaten als auch die Sowjetunion immer wieder einen möglichen, atomaren Konflikt. Heute führt die NATO diese Planungen und Übungen unter veränderten Vorzeichen fort. Doch über die katastrophalen Folgen einer solchen Konfrontation wird öffentlich kaum gesprochen, warnt Tögel, obwohl diese Übungen meist von einer vollständigen Zerstörung Deutschlands und weiterer Länder Europas ausgehen. Eine Greenpeace-Studio von 2020 hat sich damit befasst.

Die Studie »Auswirkungen einer Atombombe auf Deutschland« wurde von der Atomexpertin und Physikerin Oda Becker im Auftrag von Greenpeace erstellt und erschien im Jahr 2020. Sie untersucht drei Szenarien: jeweils den Abwurf einer (kleineren) Atombombe auf das politische Zentrum Berlin, auf das Finanzzentrum Frankfurt sowie auf eines der militärischen Zentren, den Fliegerhost in Büchel, wo mutmaßlich ca. 20 amerikanische Atomsprengköpfe lagern.
»In dieser Analyse wurde bewusst von relativ »kleinen« Atomwaffeneinsätzen ausgegangen. Tatsächlich verfügen die beiden Weltmächte USA und Russland über Atomwaffen, die bis zu tausendfach stärkere Sprengköpfe haben«, bemerkt Christoph von Lieven, der Greenpeace-Sprecher für atomare Abrüstung, in seinem Vorwort.

Obschon die Studie die Auswirkungen dieser drei Atombomben minutiös aufschlüsselt, soll hier eine kurze Zusammenfassung genügen, die man auch mit zwei Worten umschreiben könnte: unvorstellbar zerstörerisch. »Bei einem Atomangriff auf deutsche Großstädte würden Hunderttausende Menschen sofort ums Leben kommen, Zehntausende müssten mit Langzeitfolgen wie einer Krebserkrankung rechnen«, so die Zusammenfassung eines bei N-TV erschienenen Artikels über die Studie. Besonders zerstörerisch wäre der sogenannte »radioaktive Niederschlag« (Fallout), eine Art »Regen« aus kleinen radioaktiven Partikeln, der sofort nach der Explosion oder noch Tage später vom Regen transportiert werden und auch noch nach langer Zeit beispielsweise über die Nahrung aufgenommen werden kann und ganze Gebiete atomar versuchen würde. Als die USA im Jahr 1954 Atomtests auf dem Bikini-Atoll durchführten, wurden dort stationierte Soldaten unbeabsichtigt Opfer des radioaktiven Niederschlags. Er kann unter anderem genetische Schäden oder Krebs hervorrufen und das Immunsystem der Betroffenen nachhaltig schädigen. Der Focus schrieb zu den bewusst niedrig kalkulierten Opferzahlen der Studie:
»Im Fall eines direkten russischen Angriffs auf die NATO – in dessen Rahmen die Hauptstadt der Bundesrepublik ein realistisches erstes Ziel wäre – wäre eher mit einer größeren Atombombe zu rechnen. Im Fall einer 500.000-Tonnen-TNT-Atombombe würden laut Rechnungen von ›t-online‹ in einem Schlag nahezu eine Million Deutsche getötet oder tödlich verletzt. So gut wie ganz Berlin läge sofort in Trümmern. Die Atomwolke zöge, je nach Windrichtung, bis nach Hamburg oder Prag.«

Eine Empfehlung des Business Insider, dass »Nase putzen dabei [helfen könne], eingeatmeten Fallout zu entfernen«, mag zwar gut gemeint sein, erscheint in diesem Zusammenhang aber doch etwas hilflos.
Die Beschreibung der zerstörerischen Auswirkungen einer Atomexplosion in Deutschland soll an dieser Stelle nicht weitergeführt werden. Besonders interessant ist, was von Lieven über die Beweggründe für die Studie schreibt. Er sieht die nukleare Teilhabe Deutschlands als großes Risiko für die Bundesrepublik und ist der Überzeugung, dass Deutschland im Kriegsfall ein bevorzugtes Angriffsziel für Russland wäre: »Die in Büchel stationierten US-Atombomben sollen im Rahmen der nuklearen Teilhabe im Kriegsfall von deutschen Piloten ins Ziel geflogen werden. Damit macht sich Deutschland jedoch zum potenziellen Aggressor und selbst zur Zielscheibe eines möglichen Atomangriffs.«
Der Greenpeace-Sprecher geht offenbar davon aus, dass mögliche Atombomben auf Russland abgeworfen werden würden. In diesem Zusammenhang ist jedoch besonders interessant, was der Physiker und Politikwissenschaftler vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Moritz Kütt in einer zweiten, ebenfalls für Greenpeace erstellten Studie mit dem Titel »Kernwaffen in Deutschland. Hintergründe zur nuklearen Teilhabe« (2020) recherchiert hat. Die Studie geht nämlich auch der Frage nach, »zu welchen Zielen […] die deutschen Piloten mit ihren Flugzeugen und den Atombomben starten«.

Die Analyse des Autors liefert dabei erstaunliche Ergebnisse: Zum einen geht Kütt davon aus, »dass die Kernwaffen und Trägersysteme in Büchel in einem Konflikt frühzeitig unbrauchbar gemacht werden« und ihr militärischer Wert daher gering sei.
Zum anderen könnten die in Deutschland lagernden Atomwaffen von den dafür vorgesehenen Kampfjets gar nicht bis nach Russland geflogen werden beziehungsweise nur knapp hinter die russische Grenze, da die Reichweite der Jets viel zu gering sei. »Wie in der Abbildung ersichtlich, können damit derzeit kaum Gebiete außerhalb von NATO-Staaten erreicht werden«, so der Physiker. Eine Ausnahme sei die russische Exklave Kaliningrad, die zwar potenziell für die Kampfjets erreichbar sei. Sie sei jedoch »durch russische Flugabwehrsysteme« geschützt, was einen erfolgreichen Angriff von Deutschland aus ebenfalls unwahrscheinlich werden ließe.

Von Lieven schreibt dazu in seiner Zusammenfassung auf der Greenpeace-Website: »Was vielen nicht bekannt ist: Ein nuklearer Ersteinsatz von deutschem Boden aus mit diesen Waffen ist nicht ausgeschlossen. Doch die Reichweiten der Atombomber, die die Atomwaffen aus Büchel transportieren, reicht an vielen Stellen nicht über das NATO-Bündnisgebiet hinaus – das gilt sowohl für den Tornado als auch für den F18-Bomber. Einige der in Büchel liegenden Bomben verfügen über die 13-fache Zerstörungskraft der Bombe von Hiroshima, die das Leben von mehr als 60.000 Menschen sofort auslöschte.«

Andere Quellen gehen bei Hiroshima von noch deutlich höheren Opferzahlen aus. Auch wenn die Kriegsspiele aus dem Kalten Krieg in den besagten Greenpeace-Studien nicht erwähnt werden, so drängt sich doch im Zusammenhang der in diesem Buch getätigten Recherchen die Frage auf, was genau die Ziele der mutmaßlich in Deutschland lagernden Atomwaffen sind. Russland jedenfalls scheint, gemäß den Recherchen von Kütt, nicht das anvisierte Ziel zu sein. Diese Frage stellt sich auch mit Blick auf die aktuellen NATO-Übungen, die in den folgenden Kapiteln dargestellt werden, bei denen es ebenfalls teilweise darum geht, den Einsatz von Atomwaffen zu trainieren.

Autoren von "»Auswirkungen einer Atombombe auf Deutschland«"

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Jonas Tögel

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